ganz durchschau ich die strohsack / magna gschicht rund um opel ja nicht -
aber hier , endlich eine auch für mich halbwegs verständliche version !
Zitat:
Magna-Opel: Schlechter geht's nicht
Ein Seufzer der Erleichterung ging durch Deutschland, als am Freitagabend doch nicht die Übernahme von Opel durch Magna und die russische Sberbank fixiert wurde. Dabei hätten alle Beteiligten eigentlich weinen sollen. Denn das Ergebnis des Verhandlungspokers ist das schlecht möglichste für alle Seiten – mit der Ausnahme der Gläubiger von General Motors, die hier die deutsche Bundesregierung über den Tisch gezogen haben.
Der Deal und seine Begründungen sind so faul, dass man gar nicht weiß, womit man beginnen soll. Er krankt vor allem daran, dass er von politischen Beweggründen getrieben ist, die wirtschaftlich einen Mega-Unsinn darstellen. Der Reihe nach:
Es handelt sich nur um ein Memorandum of Understanding, also eine Grundsatzvereinbarung, bei der die meisten Details noch ausgehandelt werden müssen. Die Chancen sind groß, dass er immer noch scheitert. Der Zeitdruck diente nur dazu, den von GM geforderten Überbrückungskredit der deutschen Regierung über 1,5 Milliarden Euro zum Fließen zu bringen – Geld, das die Deutschen möglicherweise nie wieder sehen werden.
Was will Magna eigentlich mit Opel. Der austro-kanadische Zulieferkonzern hat im Augenblick riesige Probleme, denn seine wichtigsten Kunden sind GM und Chrysler. Die Opel-Übernahme ist eine Flucht nach vorne. Magna ist zwar ein guter Autobauer, aber kein Entwickler und Vermarkter. Mit der Übernahme droht er seinen Fokus zu verlieren und verärgert andere Kunden wie VW, die den Lieferanten nun immer mehr als Konkurrenten sehen werden.
Diese strategische Irrfahrt von Magna ist kein Zufall. Frank Stronach war einmal ein großartiger Unternehmensgründer und Manager, aber seine aktuelle Führungsqualitäten kann man bei Austria und Magna Racino gut beobachten. Mit seinem abgehobenen Größenwahn verspielt er derzeit das Kapital (finanziell und reputationsbezogen), das er sich über Jahrzehnte aufgebaut hat.
Mit Magna kommt nun ein weiterer Autokonzern auf den Weltmarkt – als ob es nicht bereits zu viele gäbe. Statt Konsolidierung werden wir einen noch stärkeren Verdrängungswettbewerb erleben. Magna will zwar keinen Opel-Standort aufgeben, aber Jobs werden genauso verloren gehen müssen – auch in den österreichischen Magna-Werken. Denn es arbeiten heute zu viele Menschen in der globalen Kfz-Industrie.
Das größte Ass der Transaktion ist angeblich die Russland-Verbindung. Aber warum benötigt ein Autobauer einen russischen Großaktionär, um Autos im russischen Markt zu verkaufen. Werden die Bürger von Jekaterinenburg jetzt wirklich eher einen Opel statt einen Mazda kaufen, weil die Sberbank daran beteiligt ist?
Noch seltsamer ist das Argument, dass Opel nun in Russland günstig Autos bauen wird. Russland ist kein Billig-Lohnland. Angesichts der schlechten Qualität seiner Arbeitskräfte – und der miserablen Rahmenbedingungen wie Korruption, Rechtsunsicherheit, etc. - produziert man dort ziemlich teuer. Das ergibt sich schon daraus, dass der Großteil der Exporteinnahmen aus dem Rohstoffsektor kommt. Wäre Russland wirklich so günstig, warum gibt es dann so wenige Direktinvestitionen in der Verarbeitung?
Auch Fiat-Opel wäre keine himmlische Hochzeit gewesen. Aber zumindest hatte Sergio Marcchionne eine grundsätzlich vernünftige strategische Vision. Ob er sie gepackt hätte, ist eine andere Frage. Im Vergleich zu Frank Stronach, dessen Sätze auch dann nicht verständlich wären, wenn er sie ohne Akzent sprechen würde, ist er ein Manager, dem man etwas zutrauen kann.
Warum dann dieser Deal? Die Antwort lautet: Politik und Verwirrung.
Russlands Premier Wladimir Putin will einfach eine eigene nationale Autoindustrie haben. Er ist klug genug, um zu wissen, dass die Russen keine Autos bauen können, also kauft er sich ein Unternehmen, das gerade am Markt ist. Das ist unternehmerisches Potentatentum, das nicht zum Erfolg führen kann, aber das hat Leute wie ihn noch nie abgeschreckt.
Die CDU und vor allem die SPD wollten in der Vorwahlzeit vermeiden, dass Opel in die GM-Insolvenz hineingezogen wird. Also musste es vor Montag zu einer Übernahme kommen. Und dann entschieden sie sich für jenen Anbieter, der kurzfristig die meisten Arbeitsplätze sichert. Ob und wie Opel in fünf oder zehn Jahren – ja selbst in einem Jahr – noch lebt, ist den Wahlkampfstrategen recht gleichgültig.
Unterstützt wurde der Zuschlag für Magna von Autoexperten wie dem viel zu oft zitierten Ferdinand Duddenhöfer, dessen hirnloses, einseitiges Trommeln für Magna den Verdacht nahe liegt, dass er von Stronach gekauft wurde – wir in Österreich wissen ja, wie das funktioniert.
Die einzigen vernünftigen Aussagen kamen vom jungen CSU-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er hatte ganz Recht, als er die Insolvenz von Opel als beste Möglichkeit bezeichnete. Die Deutschen hätten ruhig Opel bei GM belassen können und im Insolvenzverfahren, das ja eine Weiterführung des Unternehmens mit sich gebracht hätte, nach der besten Lösung suchen können. Aber er konnte sich gegen Merkel, Steinmeier & Co. nicht durchsetzen.
Ob Opel langfristig überhaupt Überlebenschancen hat, bleibt offen. Es gibt zu viele Autoproduzenten in der Welt, und Opel gehört unter den Massenherstellern zu den schwächsten.
Deutschland kann auch ohne Opel leben – jedenfalls besser als mit einem kranken Unternehmen, das von russischen Machtpolitikern und einem weltfremden Patriarchen mit steirischen Wurzeln gesteuert wird und immer neues Steuergeld verlangen wird. Ein betriebs- und volkswirtschaftlicher Super-GAU.